8. Tag - Fjorde und Wasserfälle

Nach den letzten heißen Tagen ist es heute morgen so kalt, dass wir erst einmal die Heizung anstellen müssen um beim Frühstück nicht zu bibbern. Nach dem Frühstück machen wir einen Schlachtplan für den Tag und fahren langsam los in Richtung Sand. An dem Fluss Sandfossen soll es eine Lachsstation geben, in der man Lachse bei ihrer Wanderung den Fluss hinauf zu den Laichgründen beobachten kann. Der Fluss ist sehr flach und voller Steine - so kennt man es eigentlich nur aus Filmen, wenn die muskulösen Lachse die wenig Wasser führenden steinigen Flüsse hinauf springen und den Anglern und Bären fast in den Mund springen.

Leider ist die Station noch geschlossen und wir erkennen auf einem Schild, dass nur zwischen dem 15. Juni und dem 31. August geöffnet wird. Falls das jedoch die Zeit der Lachswanderung ist, werden wir noch im Land sein und sicher an einer anderen Stelle Wild-Lachse beobachten können.

An der Lachsstation warten steinerne Krokodile auf Beute:


Entlang der 13 setzen wir unsere Fahrt fort. Bald entdecken wir linkerhand einige kleine alte Häuschen, die wir alte Mühlen oder Gärberhäuschen knapp neben den Fluss gebaut wurden und jeweils einen eigenen Abzweig des Flusswassers zum Haus haben. Im nahe liegenden Coop kaufen wir uns unseren heißgeliebten Bläbeersylt und freuen uns schon auf das nächste Frühstück. Die Supermärkte, die wir bisher kennen gelernt haben kommt nicht so recht ein Shopping Erlebnis auf, da die Läden alle irgendwie murkelig wirken und nur eine geringe Auswahl an Frischartikeln haben, dafür jede Menge Konserven, Feinrost und Dosenfutter. Bei der dünnen Besiedelung des Landes ist dies sicher auch angebracht.



wunderschöne Blumen an den Straßenrändern faszinieren immer wieder:


Bei Nesflaten machen wir auf einem Picknickplatz unseren Grill auf und werden erst einmal die 4 Makrelen vom Vortag grillen und genüsslich verspeisen.



Weiter entlang der 13 sehen wir in den Spitzen der Berge schon Schnee obwohl die Fjorde an denen wir jetzt entlang fahren die Höhe des Meeresspiegels haben. Wir passieren immer schmalere Straßen, die mal Zweispurig und dann wieder abrupt einspurig werden. Man hat nie eine Garantie für die Fahrbahnbreite und wir müssen häufig abbremsen um den Gegenverkehr passieren zu lassen.
Mit extrem vielen Tunnel schrauben wir uns durch die Berge. Wer weiß, welche Zwerge hier die Tunnel in den Berg gekloppt haben, denn elektrisches Licht gibt es hier nur selten. Die meisten Tunnel sind dunkel wie im Bärena…

Obwohl mir immer wieder auffällt, dass das komplette Land mit Stromkabeln durchzogen ist. In die besten Fotomotive schiebt sich immer wieder ein Kabel, damit auch die letzte kleine Hütte auf jedem Berg beleuchtet ist.



Wir fahren den schneebedeckten Bergen auf der 13 entgegen und die Wasserfälle, die anfangs nur klein waren, werden immer größer und häufiger. Bergflüsse haben sich tief in den Fels eingegraben und haben Schluchten geformt. Als wir den, mit 1602 Metern am höchsten gelegenen Berg, Kyrikien erreichen tosen hier gleich 3 Riesenfälle ins Tal. Sie schmelzen direkt aus dem sichtbaren Eisplateau vom Gipfel herab. Laut unserer Karte ist linkerhand oben auf dem Bergplateau ein Gletscher namens Folgefonn. Wegen der vielen Wasserfälle machen wir häufig Fototops. Zum Glück haben die Erbauer der Straßen ein Herz für Touristen gehabt und haben an den meisten Fällen große Halteplätze eingerichtet.



Als wir den Berg wieder hinunter fahren werden wir von einem Wasserfall direkt angespritzt. Auf dem Haltepunkt nach dieser Wasserattacke lesen wir, dass es sich um den Latefossen handelt, den berühmten Zwillingswasserfall. Die Vielzahl der Wasserfälle vereinigt sich zu einem mittlerweile reißenden Fluß im Tal, der immer breiter wird und je näher wir dem Städtchen Odda kommen. Bald darauf rollen wir auch schon in dem Städtchen ein wo der Fluß sich tosend in den Sorfjord ergießt.



Wir suchen uns hier einen Platz für die Übernachtung hinter der Kirche. Ein kleiner Stadtbummel zeigt uns, dass die Lädchen hier klein und nett sind aber schon um 16:30 schließen. Vom Stadtzentrum Aus kann man mehrere Wasserfälle in den Bergen sehen. Nach dem Abendessen bemerken wir jedoch, dass die Fälle plötzlich versiegen. Die Sonne, die heute doch wieder den ganzen Tag sehr intensiv gebrannt hat, hat jetzt an Kraft verloren und es sind einige dunkle Wolken aufgezogen. Das Versiegen der Wasserfälle können wir uns nur dadurch erklären, dass jetzt auf dem Berg wieder alles gefroren ist. Das ist so etwas wie der abendliche Wasserhahnzudreher.



9. Tag - Schnee und Wasserfälle im Hardangervidda

Oben in den Bergen hat es in der Nacht Neuschnee gegeben (Im Juni!). Wir können von hier unten eine leichte Bestäubung wie mit Puderzucker erkennen. Dennoch lugt die Sonne schon wieder durch die Wolken. Wir fahren gleich nach dem Frühstück los in Richtung Kinsarvik. An einem netten Picknickplatz machen versucht Thomas bei einem Zwischenstop sein Anglerglück. Außer einem mittelgroßen Fisch mit extrem vielen gelben Flossen beißt jedoch Nichts. So lassen wir den Kleinen am Leben, damit aus ihm mal ein Großer wird. Wir fahren weiter auf der 13, die ab Brimnes zur R7 wird. Die R7 geht bis nach Eidfjord um sich von dort aus in eine Gebirgsspalte hoch zum Nationalpark Hardangervidda zu schieben. Von hier an ist die R7 als Touristvegen ausgeschildert und dieses Zeichen begleitet und an der kompletten Straße.

Die R7 wurde auf dem Weg durch den Berg neben die uralte Pass-Straße gebaut, die wohl schon seit Jahrhunderten benutz wird um den schnellsten Weg der Westküste zur Ostküste zu bilden. Die alte Straße wird jetzt zum Teil benutzt um neben der neuen Straße jede Menge Haltepunkte und Picknickplätze an schönen Aussichtspunkten zu bilden. Je höher wir kommen um so kälter wird es auch und bald haben wir nur noch 4 Grad Plus und müssen im Womo die Heizung anmachen, damit wir nicht Wasser aus dem Boiler verlieren.

Bald haben wir den Wasserfall Voringfossen erreicht bei dem gleich von 4 Seiten extrem hohe Wasser in die Talschlucht stürzen. An einem noch höher gelegenen Punkt machen wir eine kurze Wanderung über ein verharschtes Eisfeld - Schneeballschlacht gefällig?
Die Landschaft hat jetzt schon keine Bäume mehr und es sind nur noch niedrige Moose und Moorpflanzen zu sehen. Da es keinen offiziellen Wanderweg gibt trauen wir uns nicht sehr weit zu laufen daran hier auch schnell mal im Morast oder Schnee versinken kann. Dennoch wirkt die Landschaft bizarr. Die Sonne brennt heiß aber der eiskalte schneidende Wind zwingt uns dazu dicke Wintersachen anzuziehen und kriecht trotzdem durch alle Ritzen. Jetzt sind es schon fast 0 Grad.
Nach einem Mittagessen und einer weiteren kleinen Wanderung von Dyranut machen wir uns auf den Rückweg nach Eidfjorden. Bei Dyrnut gibt es eine riesige Holzfigur auf dem Berg. Dort stapfen wir durch den Schnee hin aber die Holzfigur ist noch eingepackt.
Da wir heute morgen am Wegrand eine ähnliche Figur gesehen haben, können wir uns ein gutes Bild von der abartigen Hässlichkeit machen. Das ist doch echt so grauselig, dass es schon fast wieder schön ist:





Nach der Beschreibung wird sie nur von Juli bis September frei gelassen. Ein sehr kurzer Sommer - wir wollen auch wieder ins Warme.

Auf dem Weg nach unten machen wir noch einen Abstecher hinauf zum Parkplatz des Fossli Hotels. Von dort aus kann man den Voringfossen Wasserfall am Besten sehen und man hat einen super Einblick in die natürliche Talschlucht in der wir gleich wieder nach unten fahren. Hier hoch hat man die Passagiere des Kreuzfahrtschiffes gekarrt, welches unten in Eidfjorden vor Anker liegt.





die natüre Toblerone:


Diese Leute werden auch in das Hardangervidda Museum gekarrt, welches wir kurz vor Eidfjorden sehen. Ein nettes Haus mit Bildern der Natur, die man sich ein paar Meter weiter oben live ansehen könnte. In Eidfjorden biegen wir links ab bis ganz an das Ende des Fjordes, der hier im äußersten Zipfel schon wieder einen anderen Namen trägt - Simadalsfjord. Ganz am Ende suchen wir einen Stellplatz für die Nacht aber entdecken statt dessen einen Wegweiser nach Kjeasen - mit dem Hinweis “Auf eigene Gefahr”.

Na das ist doch was für uns und kurz bevor sich der Weg nach oben schraubt kommt ein weiteres Hinweisschild, der uns darauf aufmerksam macht, dass jetzt ein 2,5 Km langer Tunnel folgt und der Weg nur extrem schmal ist. Deshalb werden Hinauffahrende gebeten nur zu vollen Stunden hinauf zu fahren und hinab Fahrende sollen dies zu jeweils halben Stunden tun. Es ist gerade 17 Uhr und so dauert der Entschluss nicht lange einfach einmal hinauf.

der Tunnel ohne Beleuchtung und ohne Granatie auf fetsen Belag:


Wir rätseln noch eine Weile, wie es hier in Einöde zu so einem langen Tunnel kommt und halten zunächst an der Idee fest, dass es wohl die Zwerge gewesen sein müssen auf der Suche nach Edelsteinen im Berg. Der Tunnel ist recht primitiv, und selbst der Belag ist extrem wellig. Es gibt kein Licht und ohne Aufblendlicht fährt man hier wie ein F.. im dunklen Bärena… um die Kurve.

Oben angekommen gibt es dort einen Kleinen Aussichtspunkt, der als Start für Wanderungen genutzt werden kann und natürlich einen wunderschönen Blick ins Tal des Eidfjordes.
Links führt eine Schotterstraße weiter hinauf auf den Berg. Dort oben entdecken wir dann den einsamsten Womo Stellplatz, den das Tal zu bieten hat und noch dazu mit der schönsten Aussicht direkt auf den Hafen von Eidfjorden wo das Kreuzfahrtschiff gerade zur Abfahrt bläst. Der Platz liegt nach unserem Navi 611m über NN. Als unser Motor aus ist, fällt uns auf, dass es hier absolut ruhig ist. Um uns herum ist einfach nur Stille, die wir ein paar Minuten einfach nur schweigend genießen.

Nach einem abendlichen Spaziergang auf dem weichen Moos, auf dem man wie auf Wattewolken läuft, lassen wir uns, bei einem Glas Rotwein, noch etwas die Nase von der Sonne kitzeln.