10. Tag - Niedrige Tunnel, enge Strassen und Köhler

Am Morgen fahren wir schon 8:30 Uhr von dem ruhigen Berg herunter, da wir eine frühe Fähre auf die andere Seite nach Bruravik nehmen wollen. Dummerweise verpassen wir die 9 Uhr Fähre um ein paar Minuten. Da der Fjord an der Stelle aber nur 2,7 Km breit ist hoffen wir auf eine schnelle Rückkehr der Fähre. Pech gehabt. Die Fähre wartet gegenüber und kommt erst kurz vor 9 Uhr zurück, so dass wir durch die kurze Trödelei heute morgen eine Stunde verlieren. So zahlen wir erst einmal die Überfahrt, bevor wir uns in Geduld üben.
Erstaunlicherweise werden uns dieses Mal 211 NOK abgeknöpft was selbst großzügig gerechnet viel zu viel ist.

Normalerweise sind die Fährpreise staatlich festgelegt und hängen an der Entfernung und der Fahrzeuglänge. Für die 2,7 KM Überfahrt wären wir nach Entfernung in Zone 3 aber die Dame berechnet uns Zone 7.
Na vielleicht machen wir ja dafür noch eine Rundfahrt auf dem Fjord.

Nach der Fähre über den Eidfjord verschwindet die R7 mit uns in einem 7,5Km langen Tunnel und dann noch einer und noch einer bis wir den Hardangerfjord erreicht haben. Inzwischen haben wir uns daran gewöhnt, dass jeder Seitenarm des Fjordes einen eigenen Namen hat.

Bei Alvik nutzt Thomas noch einmal einen Rastplatz für eine Angelpause aber außer einem Hornhecht und ein paar kleinen Fischen beißt Nichts vernünftiges. Weiter auf der R7, die hier direkt am Hardanger Fjord extrem schmal ist und bei jedem entgegen kommenden Fahrzeug ein Abbremsen erfordert. An den ganz kniffeligen Stellen verschwindet sie im Tunnel, was wir zunächst als angenehm zu fahren empfinden. Dann passieren wir aber so viele Tunnel mit einer Länge immer wischen 600m und 2,5Km, dass es sich mit der Zeit zu einem Kraftsport für den Irismuskel auswächst, da wir einem stetigen grell hell zu extrem dunkel Wechsel ausgesetzt sind.

Bei Oyster tanken wir auf uns entsorgen bei Esso. Da wir mit einem Hinweisschild sehr freundlich aufgefordert werden 30 NOK an der Tankstelle für die Entsorgung zu bezahlen tun wir dies auch gerne.
Danach fahren wir an einem extrem imposanten Wasserfall vorbei, dem Steindalsfossen, der ungebändigte Wassermassen aus einem eher unscheinbaren Berg schießen lässt. Nach wenigen Schritten haben wir den Wasserfall erreicht und bemerken, dass man sogar dahinter laufen kann ohne nass zu werden, da das Wasser über einen Felsvorsprung ins Tal hinab quillt.



hinter dem Wasserfall sieht es so aus:


Nach der R7 verlassen wir bei Tengereid, da wir nicht nach Bergen fahren hinein wollen. Statt dessen biegen wir auf die 16 weiter in Richtung Norden und kommen so bald nach Vaksdal und Dale. Das ist der Ort in dem die tollen Norwegerpullis hergestellt werden.
Da sich an der E16 jedoch keine ruhigen Plätze zum Übernachten finden lassen werden, dafür ist hier viel zu viel Verkehr, biegen wir auf die abgelegener 569 ab, die uns entlang eines Flusses bis zum Ende des Fjordes führen wird. Die Straße ist extrem schmal und rissig und gleich am Anfang werden wir darauf hin gewiesen, dass wir nicht höher als 3,40m sein dürfen.

Die kleinen Tunnel, die wir durchfahren sind wirklich abenteuerlich. Noch viel abenteuerlicher ist die Straße, die an vielen Stellen kaum noch Platz für uns lässt geschweige denn für Gegenverkehr.

Wenn man an einer super schmalen Strasse mitgeteilt bekommt, daß man auch noch Vorfahrt hat, dann ist das doch was:




Mit Übernachtungsplätzen und Angelmöglichkeiten am Fjord sieht es aber auch recht knapp aus. Hier hinten ist scheinbar jeder nette Platz von Wochenendhäuschen belegt. So fressen wir uns Kilometer um Kilometer weiter, wechseln mit einer Brücke die Seite des Flusses und gelangen schließlich an das rechte Ufer es Eidsfjordes wo die Straße noch schmaler und noch kaputter zu sein scheint als bisher.

Weiter und weiter hinein wir hoffen Kurve für Kurve, dass kein Gegenverkehr kommt, da es nicht einmal mehr Ausweichplätze dafür gibt. Wie es die Fügung so will haben wir gerade einen der wenigen Ausweichplätze erreicht als uns ein PKW entgegen kommt und ein paar Kilometer danach das gleiche Spiel noch einmal. Die Ausweichplätze scheinen hier nur bei Bedarf zu entstehen.

Ganz am Ende des Fjordes biegen wir bei dem Ort Eidslandet an der Kirchen nach links und dann rechts an der Feuerwehr vorbei finden wir einen befestigten Bootsanlegesteg, der uns für eine Übernachtung ausreichen wird. Thomas versucht noch einmal die Angel ins Wasser zu halten und kaum hat er das getan springt ihn ein wundervoller Seelachs Köhler mit idealer Speiselänge an den Blinker und noch Einer und noch Einer. Wir genießen die Sonne und freuen uns darauf an den nächsten Tagen genug Fischfilet zu haben.





11. Tag Wasserfälle und schöne Schluchten

Am nächsten Morgen machen wir uns auf den beschwerlichen Weg an der 569 zurück zur E16 zu fahren, die uns dann schnell weiter nach Voss bringt. In Voss halten wir uns in einem Stau viel zu lange auf, da im Ort gerade der VossCup statt findet. So eine Art überregionales Volksfest und Fußballturnier bei dem selbst schon die PKW Probleme haben einen Parkplatz zu finden.

Wasserfall ohne Namen:


Kurz hinter Voss schießt der Tvinefossen Wasserfall imposant in das Tal.



Entlang des Wildbaches führt uns die Straße nach oben bis zu einem Bergsee Oppenheimsvatan an dessen letzten Ende wir auf einem wunderschönes Rastplatz erst einmal unsere Fisch-Filets auf den Grill legen und so lange die Aussicht über den See genießen, wie der Fisch
zum Braten braucht.



Kurz nach dem Mittagessen verlassen wir die E16 Richtung Stalheimskleiva und schrauben uns mit 20% Gefälle, eine der steilsten Straßen Nordeuropas, in die wunderschöne Stalheim-Schlucht hinab. Von allen Seiten rauschen Wasserfälle aus dem Berg. Stress für die Bremsen und den Fotoapparat.

Stalheimskleiva:


Irgendwo linkerhand ist eine Stavkyrje ausgeschildert, die wir ob der imposanten Naturschauspiele, die uns hier geboten werden, als bedeutungslos links liegen lassen. Wieder zurück auf der E16 bringt uns ein Tunnel bis in das Gebiet Aurland vor den Ort Flam. Unser erster Eindruck ist wirklich, dass wir hier live im “Auenland” stehen und vor uns ein Szenenbild von Herr der Ringe liegt.

Der Ort Flam ist rein touristisch. Der Naeroyfjord schwemmt hier täglich Kreuzfahrtschiffe an Land, die dann ab Flam die Flambahn stürmen. Da eine Fahrt mit der Flambahn so wunderschön sein soll, kaufen wir uns Tickets für eine Hin- und Rückfahrt nach Myrdal. Die Fahrt dauert 1h hin + 1h zurück. Dabei überwindet die Bahn 866 Höhenmeter auf einer 25Km Strecke.



Auf der Fahrt werden weite Einblicke in das Tal aber auch wieder wunderschöne Wasserfälle geboten. Für den beeindruckensten Wasserfall, den Kjosfossen wurde ein separater Stop der Bahn eingeplant und der Wasserfall wird sogar mit Musik beschallt als alle Leute aus der Bahn auf die dafür errichtete Plattform hinaus treten.

Noch einmal würden wir die Fahrt jedoch nicht machen, da wir für die 25Km Strecke von Flam bis Myrdal und zurück 580 NOK abgedrückt haben und dann doch so viele Tunnel auf dem Weg sind, dass man weder von der technischen Meisterleistung noch von den Naturschauspielen genug zu sehen bekommt. Empfehlen würden wir jedoch bis zur 3.Station, Hareina, mit dem eigenen Fahrzeug zu fahren, am Bahnhof zu parken und mit der Flambahn bis zur vorletzten Station vor Myrdal, Vatna Halsen, zu fahren. Den Rückweg zum Parkplatz kann man dann bequem laufen. Auf diese Weise sollte sich die Schönheit des Tals noch besser erschließen lassen.





Da wir nun aber Zeit gespart haben, gehen wir in Flam in einem Factory Outlet Shop noch einkaufen und finden einen wunderschönen winddichten Norwegerpulli für einen unschlagbaren Preis.

Wir fahren dann noch ein Stück weiter auf der E16 und biegen im Ort Aurland in den Aurlandvegen ein. Die E16 selbst verschwindet hier in Aurland in einem der längsten Tunnel der Welt. Auf dieses stinkende Ungetüm haben wir echt keine Lust und ziehen daher die Passtrasse vor, die sich gleich nach Aurland in extrem schmalen Serpentinen den Hang hinauf schraubt. Die Straße ist noch viel schlechter als die 596. Schmal, extrem wellig und rissig, so dass unser Womo schwankt wie ein kleines Boot in der Nordsee bei Windstärke 10. Gegenverkehr ist hier unerwünscht.

Dennoch haben wir bis zum ersten Aussichtspunkt mehr als genug davon. Die gut ausgebaute Aussichtsplattform lädt zu einem letzten Blick über den Naeroyfjord ein. Danach wird die Straße besser und ist sogar zweispurig ausgebaut. Trotz der ungewohnten Straßenbreite gibt es jetzt keinen Gegenverkehr mehr aber auch keinen Grund gleich zu rasen, denn die Aussicht ist viel zu schön. Ein strahlender Sonnenschein begleitet die Einsamkeit auf dem Pass. Die Schneeflecken werden bald zu hohen Schneewehen. Die Straße ist jedoch super frei geräumt. Unser Navigationsgerät zeigt uns an, dass die E16 im stickigen Tunnel teilweise genau unter uns verläuft.

Wir genießen bei vielen Zwischenstopps den Schnee, den fantastischen Weitblick und die Sonne, die selbst nach 19:30 Uhr noch auf der Haut britzelt. Nach knapp 25Km kommen uns die Sturzbäche nicht mehr länger entgegen sondern nehmen mit uns zusammen den Weg wieder hinunter ins Tal. Die Abfahrt geht wieder über die Bremsen aber gleich nach dem wir unten am Aurlandsfjorden angekommen sind finden wir an der Straße einen schönen Rastplatz weit genug vor dem Ort Laerdal.

Wieder einmal im letzten Winkel des Fjordes mit Blick zum Sonnenuntergang und einem kleinen Wasserfall im Rücken. Die Sonne geht heute schon nicht mehr unter sondern verschwindet einfach nur nach 23 Uhr (Sommerzeit) hinter dem Berg um uns später noch mit einem tollen Abend- oder auch Morgenrot zu erfreuen.