22. Tag - Fähre Malmö - Travemünde bei Windstärke 9
Gleich nach dem Frühstück fahren wir nach Malmö. Es hat die ganze
Nacht leicht geregnet aber der Sonnenschein heue morgen verspricht einen guten
Tag. Ab hier haben wir 3 Optionen um nach Deutschland zu kommen. Die Fähre ab
Helsingborg bedeutet einen kleinen Rückweg und jede Menge dänische Autobahn. Da
Dänemark auf der Hinreise schon nicht besonders reizvoll war bleiben die beiden
anderen Optionen. Die Öresundbrücke zu fahren wäre mal ganz nett aber dann
bleibt noch immer Dänemark.
Ab Malmö geht eine Fähre direkt nach
Travemünde/Lübeck. Von der Fährlinie Nordölink kennen wir allerdings die
Abfahrtzeiten nicht. Da die 2. Option uns notfalls noch immer offen bleibt
versuchen wir es zunächst im Fährhafen. Der Fähranleger ist schon auf der
Autobahn gut ausgeschildert und so finden wir den Kai sehr schnell. Am Schalter
erhalten wir auf unsere Frage, wann die nächste Fähre geht, die Antwort “Jetzt”.
Das bedeutet 10:00 Uhr und es ist gerade 9:45 Uhr, wir werden schnell und
unkompliziert eingebucht und schon am Schalter darauf hingewiesen, dass wir an
Spur 5 fahren sollen. Unnötig viel Personal scheint Nordölink nicht zu
beschäftigen, der Fährpreis beträgt deshalb nur 1240 SEK also knapp 145 Euro für
ein Womo mit Fahrer + 1 Person.
Wir stehen noch ein paar Minuten vor dem
Stop Schild vor der Fähre, da bereits alle an Bord sind und zunächst Niemand
mehr da ist, der uns einweist. Dann geht alles super schnell. Wir werden auf das
Oberdeck gewunken. An Bord gibt es nur LKW und Trailer, keine PKW oder WOMO
Touristen außer uns. Unser weißer Riese steht also wie ein Zwerg vor einer Reihe
riesig wirkender Trucks als die Fahrt aus dem Hafen von Malmö auch schon los
geht.
Das ging jetzt alles so schnell, dass Thomas nicht einmal mehr zum
bügeln der Ostsee gekommen ist. Bei den ersten Metern im Hafenbecken haben wir
noch die Gelegenheit einen Blick auf den geschraubten Turm in Malmö zu werfen,
der zusammen mit der Öresundbrücke die Silhouette der Stadt prägt. Vor 3 Jahren
also wir unsre Süd-Schweden Rundreise gemacht haben, war dieser Turm noch im
Bau. Hier scheint sowieso sehr vieles im Bau zu sein, denn außer den beiden
markanten Bauwerken sieht man aus der am Horizont schwindenden Stadt
ungewöhnlich viele Baukräne hervor ragen.
Auf der Fähre gibt es keinen
unnötigen Schnickschnack. Nur wenige Hinweisschilder, diese sind in deutsch,
schwedisch und polnisch. Das wir das Womo verlassen, versteht sich von selbst.
Ansonsten scheint hier sowieso jeder zu wissen wo es lang geht. Regelmäßige
Trucker Routine.
Dennoch ist alles ausgesprochen sauber und hat auf keinen
Fall das Schmuddel Image wie eine Autobahnraststätte oder ein Autohof.
Eine Cafeteria hat geöffnet in der man ein Frühstück für 4 Euro bekommt
und sich für diesen Preis so viel Deftiges auf den Teller schlagen kann wie man
will. Ein Mittagessen ist für 6 Euro angekündigt, so dass ich um diese Uhrzeit
erst einmal auf das 2. Frühstück verzichte. Thomas schlägt sich den Bauch voll
während wir unter der Öresundbrücke hindurch fahren.
Die meisten LKW
Fahrer legen sich jetzt schlafen. Eine gute Gelegenheit.
Der Souvenirshop
ist super klein und hat nur das Gängigste im Angebot. Was LKW Fahrer so kaufen.
Etwas Spielzeug für Kinder, Parfum für die Freundin und ein überschaubares
Angebot an Zigaretten und Alkoholika. Nicht so ein überladenes 3 stöckiges
Geschäft wie auf der Color Line Fähre. Dafür sind die Preise äußerst fair.
Leider geht die Essensluke gegen 11 Uhr zu und ein Mittagessen gibt es
nicht. Ein kleines Schild weist darauf hin, dass es Mittagessen nur am
Wochenende gibt. Wochentags gibt es erst ab 18 Uhr ein Abendessen. Da die
meisten LKW Fahrer jetzt sowieso schlafen ist das ja auch sinnvoll. Wir bleiben
in der Cafeteria sitzen und bemerken, dass es während der ganzen Fahrt
kostenfrei Kaffe, Capuccino und Kekse gibt. Der Cappuccino ist lecker. Allein
für den Cappuccinokonsum während der 9 Stunden Fahrt müssten wir noch einmal 30
Euro vom Fährpreis abziehen.
Eine halbe Stunde hinter Malmö fängt es an zu Regnen und dann geraten wir auf der Fahrt auch noch in einen super Sturm mit einer gefühlten Windstärke 12. Unser Womo wackelt auf dem Oberdeck hin und her und steht zum Glück so frei, dass es nirgendwo anschlägt wie dies einige LKW Trailer tun. Mit Galgenhumor lästern die Trucker über einen polnischen Trailer, der nicht richtig gesichert ist und fast über Bord geht. Der Sturm peitscht Wellen über das Deck. Am Ende ist jeder froh als der Sturm eine Stunde Lübeck schließlich nachlässt und nur 1 LKW aufgerufen wird den entstandenen Schaden zu besichtigen.
Wenn die Trucker ausgeschlafen haben legen sie den Kabinen-Schlüssel
einfach an der Anmeldung ab, so werden es im Laufe der Fahrt immer mehr
Schlüssel:
Unser Womo hat es auch heil überstanden, ist aber jetzt von oben und
unten und allen Seiten gut eingesalzen. Wir sind wegen des Gegenwindes mit etwas
Verspätung angekommen aber dürfen mit den ersten von Bord. Für die Nacht haben
wir uns einen Stellplatz am Timmendorfer Strand auf dem Parkplatz des Vogelparks
ausgeguckt. Inklusive Kurtaxe zahlen wir 9,50 Euro für den Stellplatz ohne
Strom. Die Parkkarte gilt aber nur bis 0 Uhr. Geflissentlich vergessen wir um
Mitternacht einen neuen Parkschein zu lösen. Es wird uns schon keiner wecken und
falls doch, dann haben wir in jedem Falle fürchterlich miese Laune.
Vor
dem Schlafen gehen spazieren wir noch zum Strand. Gleich gegenüber gibt es
morgen früh frische Brötchen. Auch hier an der Küste hat es gestürmt. Heute ist
Siebenschläfer. Na wenn schon, dann haben wir eben 7 Wochen Regen. Erst danach
haben wir wieder Urlaub.
Die Fischstände direkt im Hafen sind
geschlossen. Wir finden ein Schild, dass die EU Sperrzeiten für den Dorschfang
zugeteilt hat und deshalb kein Dorsch angeboten werden kann. Für den Strand wird
hier eine Eintrittsgebühr von 2,60 Euro pro Tag verlangt. Ein Strandkorb kostet
zwischen 7,00 und 8,50 Euro pro Tag mit einer Garantie auf Unbequemlichkeit und
schlechtes Wetter. Wir sind uns nicht sicher ob die Kurtaxe auch gleichzeitig
als Strandeintrittsgebühr gilt, denn die wird hier extra kassiert. Wer erhebt
eigentlich Anspruch darauf die Ostsee zu besitzen?
Als wir auf einer kostenfreien Toilette bemerken, dass die Leute
trotzdem Geld hin legen, weil sie völlig durcheinander sind, wenn man mal Nichts
bezahlen muss, bemerken wir, dass Deutschland uns jetzt wieder hat.
Verbotsschilder und Geldforderungen an jeder Ecke. Die Straßen und Fußwege super
gepflegt und akkurat geschnittene Grünanlagen. Autos halten an roten Ampeln an
obwohl die Ampel eigentlich nicht benötigt wird und eigentlich Niemand über die
Straße will. Hallo Deutschland.
Der Strand mit Stacheldraht abgezäunt. Ein Schhild weist darauf hin, daß "Von der Seebrücke springen verboten" ist. Hunde dürfen nur an den Hundestrand und es wird auch ein Schild benötigt darauf hinzuweisen, daß deren Hinterlassenschaften in einem Tütchen aufgesammelt werden muss. Selbst der Bereich für das freie Verwenden von Strandmuscheln ist streng geregelt. Hier gibt es gerade mal 4 Meter Freiheit:
Ob man eine Anzeige bekommt, wenn man seine Strandmuschel 10cm über die
Grenze zum Strandkorbbereich stellt?
Die Kurtaxe wird hier wohl
hauptsächlich dafür verwendet Verbotsschilder zu gravieren und an massiven
Holzpfählen in den Sand zu rammen. Manche Dinge kann man doch wirklich mal der
Vernunft der Leute überlassen - aber wir sind ja nicht mehr in der Lage über uns
selbst zu entscheiden und brauchen Regeln und Verbote.
Hallo Verbote,
Hallo Schilderwald - wir müssen hier wieder weg.
Es grüßen ganz herzlich Angela und Thomas
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